Isis – Große Muttergöttin Ägyptens

Göttin des Tages:


Isis – Große Muttergöttin Ägyptens

 Inbegriff des Seins 
Als Erd-, Vegetations-, Mutter-, Fruchtbarkeits-, Mond- und Himmelsgöttin regelt Isis den gesamten Lebenskreislauf. Sie ist Gebieterin über die Elemente.

Als Gebieterin des Wassers beschützt sie die Seefahrt. Isis ist eine der mächtigsten Göttinnen der alten Zeit. Sie ist die erstgeborene Tochter der Nut, dem sich über alles wölbenden Himmel und dem kleinen Erdgott Geb.

Isis erscheint erstmals in Inschriften des Alten Reiches und sie wurde noch von den in Ägypten lebenden GriechInnen und RömerInnen bis in die christliche Zeit hinein verehrt.

Sie ist die fruchtbare Erde des Nils, der Zyklus des Mondes, die Richtende.

Sie ist die Göttin, aus der alles Werdende wächst.

Als Schöpfungsgöttin gebar sie den Sonnenstern, der damit zum ersten Mal über der Erde aufging und diese in Licht und Wärme tauchte.

Als Göttin der Magie und der Heilkunst vermag sie es, Tote zum Leben zu erwecken.

Als Vogelgöttin vermag sie in beliebige Welten zu fliegen und ist somit auch die Hüterin der Weisheit des gesamten Universums, die selbst das vollkommene Wissen hat. Als Vogelgöttin steht sie auch für Transformation und die zweifache Geburt (Wiedergeburt), denn Vögel werden ja auch zweimal „geboren“, einmal als Ei und einmal als Kücken.

Sie wird die Beflügelte, die rotgewandete Gebieterin, die Mutter am Ende des Himmels genannt. Isis war und ist DIE Mutter-Göttin, eine mächtige Magierin, Heilerin und das Leitbild für die weibliche Gottheit überhaupt.

Sie wird oft geflügelt dargestellt, ihre Flügel umfassen das gesamte Universum und sie kann schon mit dem Luftzug ihrer Flügel Leben einhauchen.

Beschützt mit ausgebreiteten Schwingen die Menschenkinder

Auf Darstellungen sieht man sie oft, wie sie mit ihren ausgebreiteten Schwingen ihre Menschenkinder beschützt. Sie hält eine Mondsichel in der Hand bzw. trägt sie eine am Kopf, auf manchen Darstellungen fährt sie in einem Mondschiff. Oft ist die Mondsichel auch in Form von Kuhhörner dargestellt, in denen die Sonnen- bzw. Vollmondscheibe ruht, manchmal wird Isis auch mit einen Kuhkopf gezeigt.

Die Kuh als einer ihrer Erscheinungsformen führt oft zu Verwechslungen mit der Göttin Hathor. Wegen ihrer mütterlichen Eigenschaften wurde Isis manchmal auch in Gestalt einer Sau gezeigt. Die heiligen Tiere der Isis sind Hunde, welche ihr immer zur Seite stehen.

Isis ist auch eine listige Göttin. Sie erfand die Kobra und nützte ihren giftigen Biss um dem bis dato höchsten Gott Re seinen geheimen Namen und damit den Schlüssel zu seiner Macht und zu seinen Mysterien zu entlocken, die nun auf sie übergehen. Ihr Symbol ist der Stern Sirius, denn als Fruchtbarkeitsgöttin ist Isis für die Nilüberschwemmung verantwortlich, die mit der ersten morgenlichen Sichtbarkeit des Sirius beginnt.

Ihr Name leitet sich möglicherweise vom Wort „ashesh“ ab, was „Ausgießen“ oder „Ernähren“ bedeutet. Dies lässt auf ihre göttliche Essenz (Milch oder Blut) schließen, mit der sie andere Geschöpfe — Gottheiten und Menschen — am Leben erhält. Ihr ursprünglicher Name war Au-Set, was „mehr als Königin“ oder auch „Geist“ bedeutet.

Die GriechInnen veränderten die Aussprache jedoch so, das Isis herauskam.

Göttin mit tausenderlei Namen

Isis wurde mit tausenderlei verschiedenen Namen angerufen, einige davon sind: Ägyptiaca, Athyri, Augusta, Bubasis, Campensis, Cornufera, Domina, Fructifera, Frugifera, Inachis, Linigera, Methyer, Muth, Myrionyma, Nilotis, Pelagia, Pharia, Regina, Salutaris, Triumphalis und Victrix. Einer ihrer heiligsten Namen ist Iusaaet — die Worte wählende, die Worte empfangende Göttin, was darauf hindeutet, dass sie ihren Volk u.a. auch die Sprache schenkte.

Die PharaonInnen saßen auf ihrem Schoß, der als königlicher Thron angesehen wurde. Die Schriftzeichen ihres Namens bedeuten auch das Wort Thronsitz. Sie waren durch die Arme und die Flügel der Isis beschützt, die auch als deren symbolische Mutter angesehen wurde. Das Trinken von Milch, die als Milch der Isis galt, war Bestandteil der Inaugurationszeremonie im Pharaonenreich.

Die häufigste und traditionellste Darstellungsform der Isis ist daher auch die einer zierlichen, aufrecht stehenden oder knienden Frau mit dem Thronsitz auf dem Kopf.

Oft ein Papyrus-Zepter oder ein Anchsymbol in der Hand, in späterer Zeit manchmal auch ein Sistrum oder ein Menit.

Wird sie kniend dargestellt, hält sie häufig einen Schen-Ring oder auch das Zeichen für Ewigkeit.

Isis und ihre dunkle Zwillingsschwester Nephthys sind die Gebieterinnen der Ober- und der Unterwelt, die bekannten Aspekte der Schöpfung und Zerstörung, der Mutter des Lebens und der Greisin des Todes, die untrennbar miteinander verbunden sind.

Isis ist die Mutter und die Schöpferin alles Lebens. Mit diesem kreiert sie aber auch Futter für die Totengöttin Nephthys.

Mutter der vielen Techniken, Wissenschaften und Künste

Isis wurde der Legende nach in den Sümpfen des Nils am Tag zwischen dem ersten und dem zweiten Jahr der Schöpfung geboren. Sie war von Anbeginn zu den Menschen freundlich und brachte den Menschen die Techniken des Getreide- und Weinanbaues, die Sprache und die Religion, sie begründete den Staat, die Rechtsprechung und die Künste, wie z.B. die Heilkunst und auch die Architektur, deren prächtige, gigantische Werke man in Ägypten immer noch bewundern kann.

Isis begründete eine hochangesehene Mysterien- und Heilerschule und bildete eine Vielzahl von Frauen in Heilkunst, Geburtshilfe, Medialität und anderen Geheimwissenschaften aus. Es wurden nur und ausschließlich Frauen aufgenommen, die in einer intensiven Ausbildung zu wahren Göttinnen-Priesterinnen erzogen wurden mit dem Ziel die göttliche Unsterblichkeit zu erlangen.

Um im Tempel der Isis eingeweiht zu werden, mussten die Frauen ihre körperliche Jungfräulichkeit bewahren und eine Vielzahl von Prüfungen ablegen. Die Ausbildung dauerte insgesamt 40 Jahre und bildete ihren großen Abschluss in einer 3-wöchigen Prüfung in einer großen Stufen-Pyramide, die von der Funktionsweise betrachtet der heutigen Cheops ähnelte.

Speziell Frauen lehrte Isis auch, das Korn zu mahlen, Flachs zu spinnen, Kleider zu weben, sie schuf damit Spinnrad und Webstuhl und zeigte ihnen, wie sie die Männer zähmen konnten, sodass ein Zusammenleben mit ihnen möglich war.

Isis und Osiris — Nephthys und Seth

Sie selbst lebte mit ihrem Bruder Osiris zusammen. Ihre Schwester Nephthys war die Frau ihres gemeinsamen Bruders Seth.

Während Osiris ist ein sehr mächtiger Wasser- und Vegetationsgott war, war Seth nur für die Wüste zuständig und wurde daher viel weniger verehrt. Diese Ehe von Nephthys mit dem Wüstengott blieb fruchtlos, darum zeugte sie mit dem Fruchtbarkeitsgott Osiris den schakalköpfigen Totengott Anubis.

Darauf hin tötete und zerstückelte Seth seinen Bruder Osiris. Isis war über diesen Verlust untröstlich und dem Wahnsinn nahe. Die Legende erzählt, dass das jährliche Nil-Hochwasser von einer Träne der Isis bei der Klage um den Toten Bruder-Gemahl verursacht wird.

Nephthys, die dunkle Göttin, die über die Tat ihres Mannes auch entsetzt war, steht ihrer Schwester Isis bei der Suche nach den Teilen von Osiris hilfreich zur Seite — ein schönes Beispiel von schwesterlicher Solidarität.

Sie fanden alle Teile bis auf den Penis, den sie durch ein Stück geformtes Gold ersetzten. Um den geliebten Osiris wieder lebendig zu machen, entsann sich Isis ihrer magischen und heilenden Kräfte und erfand die Kunst des Mumifizierens, die von da an in Ägypten eine große Rolle spielt. Sie vollzog am Körper des Osiris erstmals das später berühmte Balsamierungsritual, nachdem sich der Gott, „so lebendig wie das Korn nach der Frühjahrsflut“ erhob.

Da ihr Göttergatte nach dieser Behandlung wieder lebendig wurde, wird Isis auch als Todesgöttin und als die Göttin der Reanimation verehrt. Dies zeigt sich deutlich in mehreren Sargtexten des Neuen Reiches, in denen die Verstorbenen um magische Unterstützung durch Isis bitten, wenn sie vor dem Unterweltgericht angeklagt werden. Im alten Ägypten hatte man nämlich große Sorge, beim Betreten der Anderswelt die menschlichen Fähigkeiten, wie Sehen, Sprechen, Hören und unabhängiges Denken zu verlieren. Von Isis erhoffte man sich, dass sie alle Dämonen abwehren kann, die für das Verlorengehen der menschlichen Fähigkeiten verantwortlich waren.

Unter allen ägyptischen Gottheiten schrieb man Isis als einziger zu, dass sie mit magischen Kräften ausgestattet ist. Die schwangere Isis fürchtete das eifersüchtige und rachsüchtige Verhalten ihres Bruders Seth (Sargtext-Spalte 147-148). Als der Schöpfergott Atum sie fragt, warum sie und ihr noch ungeborener Sohn besonderen Schutzes bedürften, kann sie Auskunft über die zukünftige Rolle von Horus geben und glaubhaft darlegen, warum Seth versuchen könnte, Horus zu töten. Atum ist verblüfft und fragt Isis, wie sie das wissen könne. Darauf erklärt sie ihm dies mit ihrer magischen Kraft: „Ich bin Isis, der magische Ach, und ich habe mehr Weisheit als jeder andere Gott“.

Sonnengott durch goldenen Penis empfangen

Nachdem Osiris wieder vollständig zusammengesetzt war um mit seinen goldenen Phallus ausgestattet wurde, empfing Isis durch diesen auf wundersame Weise ihren Sohn, den Sonnengott Horus. Diesen beschützte und bewahrte sie sehr lange und beharrlich vor den Nachstellungen des Seth, bis er sein Erbe als rechtmäßiger Thronfolger antreten konnte.

Als junger Mann gelingt es Horus tatsächlich, den alten Widersacher Seth gefangen zu nehmen; getötet kann der Totengott ja schließlich nicht werden. Isis wurde damit zur Schutzgöttin aller Kinder und wird daher auch von Müttern um Hilfe und Unterstützung für ihre Kinder gebeten.

In anderen Darstellungen verschlang Isis den Osiris und schenkte ihm dadurch das Leben wieder. Er reinkarnierte als Horusknabe. Mit diesem auf ihrem Schoß sitzend wird Isis auch immer wieder dargestellt.

Alte Isis-Verehrung und christlicher Madonnenkult

Die Geschichte von Isis und Osiris wurde in den Pyramidentexten des Alten Reiches (2660 bis 2160 v.u.Z.) niedergeschrieben. Ausgehend von Ägypten wurde Isis überall in der griechisch-römischen Welt bis hin an den Rhein verehrt. Um das Jahr 80 v.u.Z. gelangte der Isis-Kult nach Rom und blühte im gesamten römischen Reich bis er vier Jahrhunderte später vom Christentum verdrängt wurde.

Die Göttin selbst wurde allerdings weniger verdrängt denn absorbiert und mit der Jungfrau Maria gleichgesetzt. Die Entwicklung des Madonnenkultes stützte sich in weiten Zügen auf die Form der Isis-Verehrung. Isis mit Horus auf dem Schoß verwandelte sich zu Maria mit dem Jesuskind.

Auch Maria wird vielfach in einem Mondschiff dargestellt, beide schmückt oft ein sternenumwirkter Umhang, der ihre lichte Gestalt umfließt. Und schließlich wurden aus den Tempeln der Isis christliche Kirchen gemacht. 

Astronomisch geht am 15. August der Ährenstern „Spika“ aus dem Sternbild der Jungfrau in den morgendlichen Sonnenstrahlen unter. Das ist ein besonderes Zeichen: Im alten Ägypten war das Sternbild Jungfrau das Sommersternzeichen, das nachts vom Himmel dominant herunterstrahlte und als Himmelskönigin, als Magna Mater bezeichnet wurde, welche die Ähre (Spika) als Zeichen der Fruchtbarkeit in der Hand hält.

Daher wurde der Geburtstag der Isis auch am 15. August gefeiert. Da sie in vielen Formen ihrer Verehrung Vorbild für die christliche Maria war, wurde auch ein bedeutender Marien-Feiertag, nämlich Maria-Himmelfahrt exakt auf dieses Datum gesetzt.

Allerdings gibt es einen großen Unterschied zwischen Maria und Isis. Während Maria eine eher duldende und passive Rolle spielte, ist Isis sehr viel aktiver und selbstbestimmter. Sie ist eine eigenständige Göttin, während Maria als „Magd des Herrn“ so etwas wie das Werkzeug eines männlichen Gottes ist. Mit ihrer großen spirituellen Kraft und ihren offenbar auch große magische Fähigkeiten erweckte Isis den toten Osiris erneut zum Leben. Bei der Wiederauferstehung ihres Sohnes wirkte Maria nicht aktiv mit.

Isis erfuhr während der griechisch-römischen Epoche eine ungeahnte Popularität. Sie verschmolz auch mit anderen Göttinnen, besonders häufig wurde sie mit Demeter und Aphrodite gleichgesetzt. 

In späthellenistischer bis nachchristlicher Zeit gelangte der Isis-Kult über Griechenland bis nach Spanien. Zu dieser Zeit galt Isis vor allem als Beschützerin der Seeleute. Antike Kultorte entstanden in Athen, Samothraki, in Rom und auf der Insel Delos,

Isis galt lange als das universale Sinnbild aller weiblichen Gottheiten und daher erhielten auch andere Göttinnen den Beinamen Isis — wie z.B. die keltische Isis Noreia.  

Der Isis-Kult erfuhr besonders im Römischen Reich bis etwa 500 n.u.Z. ein wahres Auf- und Ab. So gab es römische Kaiser, die den Isis-Kult verboten, aber auch solche, die diesen sehr hochhielten und Tempeldienste erlaubten. Zu dieser Zeit waren Statuenbildnisse der Isis sehr gefragt, auch kamen unzählige Münzen mit dem Bildnis der Isis in Umlauf. 

Allumfassende Göttlichkeit für praktisch alle Belange

Isis ist das was war, was ist und das was sein wird. In dieser allumfassenden Göttlichkeit kann sie praktisch in allen Belangen um Unterstützung gebeten werden, speziell aber für alle Arten der Heilung, auch jene mit unkonventionellen Mitteln, für den Schutz von Kindern und für wirkungsvolle Magie.

In Zeiten, in denen eine Frau besonders Schutz bedürftig ist, ist die Vorstellung sehr hilfreich, dass Isis sie mit ihren weiten Schwingen umschließt. Sie als prachtvolle Frau und Göttin ist der Inbegriff des Seins, dieses Selbstverständnis überträgt sie gerne auf alle Frauen.

Isis hat die Kraft, sich selbst zu nähren und aus sich selbst heraus zu gedeihen. Mit dieser Gabe segnet sie den Weg und alle Vorhaben von Frauen.

auch: Aset, Au-Set, Iusaaet

Quelle Petra Adamea Facebook